Polizei nimmt 220 Studenten fest

Demonstranten blockieren Autobahn 66 / Kilometerlange Staus / Protest vor dem Präsidium

Mehrere hundert Studenten haben am Donnerstag im Anschluss an eine Demon- stration gegen Studiengebühren die Autobahn 66 besetzt. Die Auf- und Ab- fahrten an der Miquelallee waren bis zum Abend gesperrt. Die Polizei nahm 220 Demonstranten fest.

Frankfurt - Um 16 Uhr ist die A 66 an der Miquelallee dicht. Mehr als 200 Studenten hocken auf der Straßen und blockieren beide Fahrtrichtungen. Die Aufforderung der Polizei, die Blockade aufzulösen, ignorieren sie beharrlich. Auf der A 66 stauen sich die Fahrzeuge kilometerlang. Nur langsam gelingt es dem Großaufgebot an Polizisten, die Autobahn zu räumen. Immer wieder gibt es gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Beamten und den Studenten. Erst um 20 Uhr ist die Fahrbahn wieder frei. Die Studenten werden in die Mannschaftswagen der Polizei geführt und zum nahen Polizeipräsidium gebracht.

Auch im Grüneburgpark wird es am Donnerstagnachmittag ungemütlich. Immer mehr Studenten versuchen, durch die Büsche zunächst in Richtung Zeppelinallee und von dort zu ihren Kommilitonen auf der Autobahn zu gelangen. An mehreren Polizeiketten werden die Demonstranten aufgehalten. Es gibt Rangeleien, vereinzelt setzt die Polizei Pfefferspray ein. Vertreter der Allgemeinen Studierendenausschüsse von Goethe-Universität und Fachhochschule berichten am Abend von zahlreichen verletzten Studenten. Mehrere Helfer, die sich eigentlich um die verwundeten Demonstranten kümmern sollten, seien festgenommen worden, so der Asta.

Dabei beginnt die Demonstration gegen Studiengebühren, zu der außer den Studierenden auch Schülervertretungen und Gewerkschaften aufgerufen haben, friedlich. In drei Zügen laufen die etwa 3500 Demonstranten zum Opernplatz. An der Hauptwache spielen Studenten gegen Polizisten Fußball. Am Opernplatz nehmen viele der Studenten erst einmal ein Bad im Brunnen. Mehrere Gruppen veranstalten Wasserbombenschlachten. Die Polizei, die auch die bei WM-Spielen bewährten Kommunikatoren einsetzt, gelassen zu.

Ein positives Zwischenfazit zieht Amin Benaissa, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses der Goethe-Universität: "Ich bin sehr froh, dass so viele Kommilitonen gekommen sind", sagt er. Hinter ihm legen sich immer wieder Studenten unter eine Guillotine aus Holz. Um den Hals tragen sie Pappschilder: "Chancengleichheit" und "Bildung" steht darauf geschrieben. Unterdessen ruft der Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Stefan Körzell, den Studenten zu, dass die geplanten Studiengebühren verfassungswidrig seien.

Katz-und-Maus-Spiel

Doch nach der Kundgebung kippt die Stimmung. Ein Großteil der Demonstranten rennt den Reuterweg in Richtung Campus Westend entlang. Auf ihrem Weg schmeißen Randalierer Müllcontainer auf die Straße und zünden den Abfall an. Beißender Qualm steigt auf. Polizisten bekämpfen die Flammen mit Feuerlöschern. Im Grüneburgpark beginnt dann ein "Katz-und-Maus-Spiel", so ein Polizeisprecher. Beamte versuchen, jeden Weg in Richtung Autobahn abzusperren. Dabei stellen sie sich auch älteren Passanten, die mit der Demonstration nichts zu tun haben, energisch in den Weg.

Mehrere hundert Studenten ziehen am Abend vor das Polizeipräsidium und fordern die Beamten auf, ihre Kommilitonen freizulassen. Als die Polizei auf die Sprechchöre nicht reagiert, hocken sich die Gebührengegner auf die Straße. Erneut gibt es Staus und Festnahmen. Auch an anderen Stellen der Stadt - etwa am Oeder Weg - blockieren die Studenten Kreuzungen.

Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) nennt es am Abend bedauerlich, dass aus friedlichen Protesten wieder Gewalt hervorgegangen sei "und dass dies scheinbar von den Veranstaltern zum wiederholten Mal billigend in Kauf genommen wird". Der Frankfurter DGB-Chef Harald Fiedler bezeichnet die vielen Festnahmen als "unverhältnismäßig". Die Studierenden müssten sich "nicht kriminalisieren lassen".

Georg Leppert 7. Juli 2006 Frankfurter Rundschau