KEIN GOTT UND SEINE KINDER.



FLORIAN HEINKE

KEIN GOTT UND SEINE KINDER.


im Nassauischen Kunstverein, Wiesbaden

Eröffnung:

kommenden Samstag, 14.01.12

17.00 - 20.00


„Alles Farbige ist eingebettet in den elementaren Kontrast von Schwarz und Weiß, denn ohne diese beiden Abtönfarben gäbe es gar keine Kontrastierung in der farbigen Umwelt. Im Schwarzen verliert sich alles Farbige, im Weißen löst es sich auf." 1 Wie mit dieser Aussage Schwarz und Weiß universalisiert werden, gibt auch der Ausstellungstitel unmissverständliche Statements ab: Florian Heinke. Kein Gott und seine Kinder. Das erste ist der Maler selbst, die Marke, nicht mehr und nicht weniger. Das zweite, Kein Gott und seine Kinder., handelt von den Menschen seiner Generation, die den Glauben verloren haben wie auch die Fähigkeit zur Kommunikation.

Konsequent reduziert Florian Heinke seine Farbpalette ausschließlich auf Schwarz, das er direkt auf Nessel aufträgt, um es als radikales Medium für seine Malerei zu nutzen, die er als Black Pop bezeichnet. Bilder aus schnelllebigen Medien wie dem Internet, Magazinen und Zeitungen und eigene Fotos und Bildmontagen werden von ihm zu unheimlichen Monumenten eingefroren als aufrüttelnder Kommentar zum Phänomen der Sprachlosigkeit. War es die Konsumgesellschaft, die die Pop-Art-Künstler der 1960er Jahre aufgriffen, so reflektiert Florian Heinke zwischenmenschliches Scheitern als Signum der Gegenwart. Seine Bilder zeigen die Wütenden, deren Verzweiflung sich in gewalttätigen Straßenprotesten Bahn bricht, und die Heimatlosen, die an sich selbst zerbrechen. Der schwarze Block in all seiner Sprengkraft und Aggressivität manifestiert sich als Topos in den seriell angelegten RIOTS, die der Künstler als zeitgenössische Landschaftsmalerei bezeichnet, und das Moment der Unnahbarkeit nimmt in der Serie HEIMAT als Porträts menschlicher Ikonen Gestalt an, die alle einsam gestorben sind. Das Morbide schwingt in seiner Bildsprache ebenso mit wie das Mystische und Unergründliche: Rätselhafte Zeichen und Vanitas-Symbole wie Schlangen, Schädel und allegorische Todesengel sind wiederkehrende Elemente. In einer neuen, großformatigen Arbeit formieren sich schwarze Schmetterlinge zu einem unheilvollen Schwarm. Das altgriechische Wort für Seele, ψυχή, ist gleichbedeutend mit Schmetterling, und auch hier findet sich im vermeintlich Schönen die Endlichkeit. Das Extreme, Sittenlose, den Verfall und die Manie erhöht Florian Heinke mit dem Chiaroscuro seiner Malerei zum Symbol für die ewige Wiederkehr des Gleichen – Memento mori.