Chrome // Ein Bild von Stehn Raupach

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Ein Bild von Stehn Raupach
Ein Text von Daniel Birnbaum

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Bei der Auseinandersetzung mit einer Malerei aus dem Jahr 2009 von Stehn Raupach, dem herausragenden deutschen Maler, der vor vielen Jahren Student in der Klasse von Christa Näher war, muss ich an ein extremes Wetterphänomen denken. Für eine Weile hing das betroffene Gemälde nur wenige Meter außerhalb meines Büros und ich betrachtete es jedes Mal, wenn ich an ihm vorbei ging, mit tiefer Faszination. Auf der einen Ebene ist es ein gänzlich traditionelles Bild, das ein Wohnzimmer mit Pflanzen, Möbeln und einem Fenster zeigt, durch das wir einen Blick auf den Garten erhaschen können. Das Blattwerk ist so nah, dass es fast das Glas berührt. Denken Sie nur an all die Fenster, die die Moderne Kunst zu bieten hat, angefangen bei Henri Matisse. Aber dieses hier ist anders, völlig anders.

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In Raupachs Malerei ist alles Licht und Reflexion. Die Blendung auf dem Boden ist so hell, dass nichts Anderes mehr wirklich sichtbar ist. Es gibt nur ein Ganzes aus purem Strahlen. Der Rest der Welt ist zu einem seltsamen Spiegel geworden, als ob die Rolle aller Dinge, die uns umgeben, auf ein einziges Ding reduziert werden könnten: darauf, Licht zu reflektieren. Vielleicht ist es das, wofür Objekte für den Maler da sind. Stehn Raupachs quecksilbernes Bild scheint diesen Anspruch zu haben. Wer auch immer etwas Zeit mit dem Bild verbracht hat, wird Probleme haben es zu vergessen und wird sich fragen, was der Künstler anzubieten hat hinter dem kristallenen Bild. Für mich spielt das keine große Rolle. Das Bild ist genug. Es ist ein rares Exemplar der zeitgenössischen Malerei, das für mich in jeder Bedeutung des Worts perfekt erscheint.

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Stehn Raupach
Ausstellungseröffnung
6. März 2015, 19.00 - 21.00
7. März - 25. April



kreuz (++) IV, 2014
Öl auf Leinwand
235 x 470 cm



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