SANDRA KRANICH // DOUBLE // OPENING SEPTEMBER 8, 2017


SANDRA KRANICH
DOUBLE

ERÖFFNUNG 8. SEPTEMBER 2017
9. SEPTEMBER - 21. OKTOBER

Sandra Kranich ist eine ausgebildete Pyrotechnikerin. Seit den späten 90er Jahren nutzt sie Feuer als Ausgangsstoff für ihre Installationen, Skulpturen und Bilder. Kranich interessiert sich für die Transformation, die Gefahr und das Risiko, die mit dem Versuch, Feuer zu kontrollieren, verbunden sind. Sie unterzieht das Feuer einer programmierten Choreografie, welche den Zufall als wichtiges Element mit einbezieht. So wird Schwarzpulver zum Mitgestalter ihrer die Grenzen von institutionellen Gepflogenheiten sprengenden Arbeiten. Ihr Werk bietet eine kritische Sicht auf eine Gesellschaft, die auf einer Logik der Kontrolle und Stabilität aufbaut und ihr Äußerstes tut, Macht zu erhalten und Unordnung, Zufall oder Zweifel einzudämmen.

Die Orte, an denen ihre Kunstwerke gezeigt werden, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für Kranich. Indem sie ihnen Beachtung schenkt, lässt die Künstlerin weitere Interpretationsebenen entstehen – wie beispielsweise in Bag Bang (2014), einer Arbeit, bei der Feuerwerkskörper in einer Handtasche explodieren. Je nachdem, wo das Werk gezeigt wird, wirkt es mehr oder weniger provokativ: in einer Frankfurter Bank, einer Kunstmesse oder sogar an einem öffentlichen Platz könnte es Assoziationen von terroristischen Anschlägen hervorrufen.

Die Arbeit Moment Monuments (2011) knüpft an die philosophische Interpretation der Auffassung von Denkmälern an, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Damals fing man an, diese von einer modernen Perspektive her zu untersuchen und ihre politischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen in Betracht zu ziehen. Die Künstlerin erschafft vergängliche, flüchtige, witzige und extrovertierte Monumente, die Bilder heraufbeschwören: beispielsweise von Raketen, die ins Weltall geschossen werden. Somit gestaltet sie die Ikonen einer imperialistischen Logik neu. In ihren Werken denkt Kranich über die Idee des Spektakels nach: sowohl als etwas, das als Unterhaltung konsumiert wird (Bag Bang) als auch als Darstellung von Geschichte (Moment Monuments). Die ungewöhnlichen Momente, die durch die Folgen des Abbrennens der Feuerwerke entstehen, die Schmauchspuren, Überbleibsel und Reste, bewirken, dass im Werk von Sandra Kranich eine konstante Melancholie mitschwingt.

Für das 32. Bienal de São Paulo hat die Künstlerin zwei Bilderserien produziert. Die erste, R. Relief 7,8,9,10 (2016), besteht aus dynamischen, bunten, geometrischen Kompositionen aus Stahl, die dem Einfluss des Schießpulvers  ausgesetzt werden. In der zweiten Serie, Times Wire (2016), bilden elektrische Kabel, die in Strukturen 'verstrickt'  sind, Formen, die ebenfalls Explosionen unterzogen werden.

Kranichs Feuerwerkarbeiten sind Spektakel, die nur wenige Minuten andauern; dennoch bleiben sie in der Erinnerung der Zuschauer und der verkohlten, transformierten Materie bestehen. In manchen Fällen werden die Konstruktionen auf denen die Werke aufbauen durch die Explosionen komplett deformiert oder zerstört. Durch ihre aussergewöhnliche Fähigkeit, unsere zeitliche Wahrnehmung in ein klares „Vorher-Währenddessen-Nachher“ (des Abbrennens) aufzuteilen, stellen die Feuerwerksspektakel Ausnahmemomente dar. Doch obwohl dies klar abgegrenzte Momente sind, vermeidet Kranich es, eine Hierarchie zwischen diesen Momenten herzustellen. Dennoch verweist sie wiederholt auf Veränderung als wirkungsmächtiges und schönes Charakteristikum. Ihre Arbeiten sind Rituale die den Moment zelebrieren; sie verwischen die Grenzen zwischen Entstehung und Zerstörung, Konstruktion und Destruktion.
Bruno Mendonça

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