Ritter & Staiff

Kasper Akhøj Pedersen
„Experiments In Levitation“

17. Juli 2006 bis 13. August 2006
Eröffnung: 16. Juli, 19 Uhr

Unser Vorstellung des Modernismus, besonders des „International Style“, ist wesentlich geprägt von dessen fotografischer Repräsentation. Zumindest in offiziellen Aufnahmen haben sich die Bewohner jener Häuser, die zu den Ikonen des modernistischen Bauens zählen, den puristischen Ideen der Architekten scheinbar vollkommen assimiliert. Aneignung und Inszenierung, die modernistische Idee einer Gestaltung aller Lebensbereiche und deren restriktive Formierung bleiben visuell widerspruchsfrei, die Interventionen des Privaten ausgeblendet. Kasper Pedersen zeigt den Farbausdruck einer Fotografie aus einem Buch von Julius Shulman, das Bauten von Richard Neutra dokumentiert. Neutra, überaus darauf bedacht, seine Wohnhäuser ohne jeden Einfluss der Bewohner ablichten zu lassen, stattete die Häuser für Fotoaufnahmen gemeinsam mit Shulman mit eigenem Mobiliar aus. Auf zahlreichen Fotografien sieht man entsprechend die gleichen Möbel. In diesem Fall stehen vor einem Haus im Garten zwei Stühle – keine Gartenstühle, sondern solche aus dem Innenraum. Mit diesem inszenierten, in der Deplatziertheit der Stühle Alltag suggerierenden Fotos („Experiments in Leviation“) kontrastieren die Fotokopien aus einem Buch von Sven Türck nur auf den ersten Blick. Türck, eigentlich Werbefotograf, veranstaltete am Wochenende bei sich zuhause spiritistische Sitzungen. Seine Fotos zeigen schwebende Stühle und vom Boden abgehobenes Mobiliar – Ausdruck jener Geister, die von der Architektur Besitz ergriffen haben. Eine Wandzeichnung von Pedersen schließlich rekonstruiert ein Graffiti aus Eileen Grays Haus "E.1027" bei Cap Martin in Südfrankreich. Dieses Haus ist heute bekannt für seine Wandgemälde („Grafitti a Cap Martin“), die Le Corbusier dort unerlaubt anbrachte, als er das Haus einen Sommer lang geliehen hatte. Als Kasper Pedersen das Haus besichtigte, wurde es gerade für die Renovierung vorbereitet. An den Wänden waren schwarz überstrichene Flächen zu sehen, unter welchen sich in den 1990er Jahren von Hausbesetzern angebrachte Grafittis befanden („centre du bronx = soleil“). Im wirklichen Leben hatte sich die Signatur des Sozialen da dem Modernismus längst eingeschrieben.