BELONG ANYWHERE

BELONG ANYWHERE - ACUD Studio / AirBnB apartment

opening: January 28th 2017, 6-9pm

Am 28.01. eröffnen wir die Ausstellung BELONG ANYWHERE an zwei Orten in Berlin. Der zentrale Ausstellungsort ist eine AirBnB Wohnung, im Anschluss an die Eröffnung gibt es im ACUD Studio, dem zweiten Teil der Ausstellung, Musik und Drinks.

Von der Wohnung zum ACUD Studio wird es einen Transfer mit Uber-Cars geben, die gleichzeitig der Ort für eine eigens dafür entstandene Arbeit sind. Die Location für den Ausstellungsteil in der Wohnung wird am Tag der Eröffnung via Mailinglist bekannt gegeben, hierzu bitten wir um RVSP an: belonganywhereex@gmail.com

„Belong anywhere. Die Tagline von AirBnB verspricht, dass dessen Nutzer überall auf der Welt zu Hause sein können. Berlin, Beirut, Beijing: AirBnB-Kunden bereisen diese Städte nicht mehr als Touristen sondern erwerben das Erlebnis des temporären Dazugehörens zu einem Ort.
Dabei stellt sich das anywhere zunehmend als imaginärer, translokaler und global homogenisierter Raum dar. Egal wohin man reist, AirBnB war schon da und kodiert die ästhetische Erfahrung urbaner Räume als eine serielle Abfolge gut ausgeleuchtet fotografierter und mit minimalistischen Designklassikern eingerichteter Wohnungen in begehrten Bezirken mit den immer gleichen Craft Beer Pubs und Cold Brew Kaffee-Bars. Midcentury modern, subway tiles, Edison bulbs. Die postindustrielle Stadt romantisiert die Artefakte der industriellen Moderne.

Sicherlich verweist das englische Verb to belong auch auf die Gewalt von Privateigentum und Klassifikation: Dies gehört mir und nicht dir. Der gehört dorthin und nicht hierher. Neue Ausschlüsse und Enteignungen sind der Preis des kosmopolitischen Belong anywhere. Kulturelles Kapital hilft dabei, die geschmackssicher eingerichtete Wohnung auf AirBnB an Touristen zu vermieten. Auf den billigen Plätzen außerhalb des S-Bahn-Rings muss bleiben, wessen Habitus nicht der Ästhetik des AirSpace entspricht. Aber Mittelschichtspräferenzen für Interior Design garantieren noch lange nicht, zu den Gewinnern von Sharing Economy und Wohnraumspekulation zu gehören. Die Grenzen verlaufen nach wie vor nicht zwischen denen, die schon mal eine Ausgabe der 032c erstanden haben, und dem Rest, sondern zwischen oben und unten.

Motor sowohl der App-Ökonomie als auch der wohnungswirtschaftlichen Gentrifizierung ist die Ausbeutung der weitgehend unsichtbaren, unter- und unbezahlten Arbeit eben derjenigen Stadtbewohner, die vom Kapital an den Rand und in die Prekarität gedrängt werden. Urbane Pioniere und Künstler laden durch ihre kreative Arbeit bestimmte Stadviertel mit einem symbolischen Wert auf, der von der Wohnungswirtschaft so begierig wie kompensationslos als lukratives Lokalkolorit zum Verkauf hochpreisiger Immobilien angeeignet wird. Ohne Bezahlung generieren wir alle durch unser digitales Kommunikationsverhalten die Datenspuren, von deren Aneignung und Auswertung zu Marketingzwecken die App-Ökonomie lebt. Hinter den UX-optimierten Interfaces all der neuen Lieferdienste und Micro-Work-Plattformen der Gig Economy schuften Scheinselbständige mies bezahlt und auf eigenes Risiko für den Profit von Tech-Investoren und den Komfort derjenigen, die zu bequem sind, um sich den Artisanal Burger selbst von der nächsten Straßenecke zu holen. Über diese zugleich unerlässlichen wie unscheinbaren Formen von Arbeit schweigen sich die sonst so geschwätzige Tech-Branche und Immobilienwirtschaft aus.

Im letzten Jahr bekamen die durchgestalteten Oberflächen der App-Ökonomie erste Kratzer. Regierungen in London, Barcelona, New York und Berlin weisen das Geschäftsmodell von AirBnB in die Schranken. Uber wird die Verantwortung für seine Arbeiter nicht länger per Fingerzeig auf ‘den Algorithmus’ von sich weisen können. Streiks der Deliveroo-Lieferfahrer in London und der Lieferfahrer in Mailand und Turin des Berliner Startups Foodora zeigen wie die neuen techno-sozialen Arbeitsverhältnisse in der digitalen Stadt strategisch gegen das Kapital gewendet werden können. Am gleichen Tag als das Londoner Essensliefer-Startup Deliveroo ein Millionen-Investment verkündete kürzte es den Fahrern per SMS die Vergütung. Die Fahrer traten in den wilden Streik, denn sie kannten sich. Deliveroo legt ein digitales Rasternetz über die Stadt, durch die es die Fahrer lokal koordiniert. So treffen sie sich während Bestellflauten an Straßenecken und schaffen sich ein kollektives Bewusstsein um ihre beschissenen Arbeitsverhältnisse. Vernetzt durch Whatsapp kamen sie in großer Zahl zusammen, um vermummt und stinksauer die Straße vor dem Deliveroo-Hauptquartier zu blockieren. Schließlich wurde die Lohnkürzung zurück genommen. Die geographische Optimierung der Ein-Klick-Bedürfnisbefriedigung organisiert eine Räumlichkeit, die Deliveroo-Fahrer trotz aller mit Startup-Rhetorik verkleideten Scheinselbständigkeit als gemeinsamen Betriebsalltag erfahren und in die Stärke kollektiven Handelns verwandeln konnten.“

Die Arbeiten der Ausstellung gehen der Frage nach dem Zusammenhang zwischen den ästhetischen Strategien des AirSpaces und den wohnungswirtschaftlichen Verdrängungseffekten der Sharing Economy nach. Aus unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven sollen die Verflechtungen der Corporate Aesthetic der DIY Bourgeoisie mit der semantischen Sphäre des englischen Verbs to belong aufgezeigt werden, welche auch auf die Gewalt von Privateigentum und Klassifikation verweist: Dies gehört mir und nicht dir. Der gehört dorthin und nicht hierher. Die Ausstellung nähert sich den kodierten Attributen und den Funktionsweisen des sozialen, imaginären Raums an. Welcome Home.

Eröffnung am 28.01. in der AirBnB Wohnung 18–21H, im ACUD Studio ab 20H. Im Anschluss legen im ACUD Marlene Stark und Elliver auf.

Die Ausstellung ist am 29.01. von 12-18.00 Uhr in der AirBnB Wohnung geöffnet. Die Adresse der Wohnung schicken wir euch. Bitte Email an:
belonganywhereex@gmail.com

On January 28th, we will open the exhibition Belong Anywhere at two locations in Berlin. Following up the opening in the central exhibition space – an AirBnB apartment – the second part of the show will take place at ACUD MACHT NEU along with some drinks and music.

There will be a transfer via Uber-cars from the apartment to ACUD MACHT NEU, that functions at the same time, as space of display for an exhibition piece that has been conceived for especially this setting. The Location of the apartment and the first part of the show, will be announced the day of the opening – for this purpose please RSVP to belonganywhereex@gmail.com.

The exhibition uses AirBnB’s popular tagline “Belong anywhere” as a starting point, the promise of being at home anywhere in the world, Berlin, Beirut, Beijing: AirBnB users travel to those cities not as mere tourists, they purchase and enact the experience of temporary affiliation to that place. In this notion Anywhere appears as an imaginary space, translocal and globally homogenized.

The works in the exhibition evolve around the trajectories and correlations between the aesthetical strategies of the AirSpace and the effects of displacement triggered by housing policies. Different artistic positions investigate the entanglements of the DIY Bourgoisie with the semantic sphere of private property and classification: This belongs to me and not to you. This one belongs there and not here. The exhibition approaches the coded attributes and operating modes oft he social, imaginary space. Welcome Home.

Opening on January 28th at the AirBnB apartment 6-9pm, at ACUD Studio from 8pm on. Followed by DJ Sets by Marlene Stark and Elliver.

The exhibition is open on January 29th from 12-6 pm at the AirBnB apartment. The exact adress will be send to you at the day oft he opening, please write to: belonganywhereex@gmail.com

Mit Arbeiten von:

Alexander Nowak
Ana Tabatadze
Anna Möller
Benedikte Bjerre
Brad Downey
Daniel Neubacher
Daniela Kneip Velescu
Felix Kultau
General Idea
Jens Franke
Jessica Mester
Johannes Büttner
Jörg Brinkmann
Joscha Schell
Katharina Marszewski
ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik
Lars Karl Becker
Life Sport
Lilly Lulay
Marina Pinsky
Marlene Stark
Neïl Beloufa
Nina Hollensteiner
Paul Barsch/Tilman Hornig
Philipp Gufler
Raphaela Vogel
Schroeter und Berger
Sebastian Mayer
Stephan Janitzky
Sung Tieu
Thomas Hämén
Zoë Claire Miller feat. Ina Wudkxxx
Ari Sariannidis
Lennart Schweder

Kuratiert von: Hate Magazin in Zusammenarbeit mit Nina Hollensteiner und Anna Giehn